HOPE HOME • НАДІЯ

Projektskizze

HOPE HOME • НАДІЯ ist ein Pilotprojekt für ein radikal anderes Wiederaufbauen in der Ukraine; es will
die Verknüpfung hin zu einem breiten Kenntnisse-, Disziplinen- und Geografien übergreifenden Netzwerk
für den Einsatz nachwachsender Baustoffe voranbringen.

Projektskizze HOPE HOME • НАДІЯ

Stand: 24|04|24
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Circle of Cultures e.V. | Adrienne Goehler | Kuratorin | adrienne.goehler@z-n-e.info

Künstler:innen und Wissenschaftler:innen der Ausstellung ZUR NACHAHMUNG EMPFOHLEN! haben die ökologischen Baustoffe Hanf, Schafwolle, Pilzmyzel, Lehm und Rinde und mögliche Verbindungen zwischen einander untersucht; aus intensiven Workshops entstand ein Forschungs- & Umsetzungszusammenhang, ein Hunger nach Bewältigen der Komplexität eines zirkulären Bauens und WirtschaUens mit eben diesen Materialien. Der nachhaltige Aufbau der Ukraine ist dringlich, die konventionelle Bauindustrie verursacht bekanntlich den immensen Anteil von 40% des CO2 Ausstoßes, damit verantwortet sie 40% des Klimadesasters. Ohne einen Wandel dieses Sektors durch Kreislaufwirtschaft und nachwachsende, biologisch abbaubare Baustoffe wird eine nachhaltige Zukunft nicht möglich sein.

Das Projekt verfolgt die drei Ziele:

  1. Zu demonstrieren, dass der Wiederaufbau in der Ukraine nicht nur bestehende (z.B. EU-) Standards hinsichtlich Material und Energie erfüllt, sondern über diese hinausgeht und somit künftige, noch nicht etablierte Standards für nachhaltiges Bauen weltweit mitformulieren kann. Das Rad muss nicht neu erfunden werden, wir können zurückgreifen auf internationale Forschungen und Erfahrungen wie das Netzwerk »swissnetworkwithukraine.org« oder die Architektur-Biennale Venedig 2023, die selbst wiederum auf langer künstlerischer Erfahrung basiert. In den Berufsorganisationen der Architekt:innen aus Ukraine und Deutschland gibt es erfreuliche Bewegungen hin zu nachwachsenden Baustoffen und hin zu der Erkenntnis, dass in Bestandsgebäuden neben grauer Energie (materielle Werte) auch goldene Energie (immaterielle, kulturelle, biografische Werte) gebunden ist.
  2. Zu zeigen, dass Wiederaufbau nicht nur ein rein technischer, ingenieurs- und planungsgesteuerter Vorgang ist, sondern eine Dimension des »Do It Yourself! DIY« beinhalten kann, ja, beinhalten muss. Es geht HOPE HOME • НАДІЯ um ein Anknüpfen an traditionelle bauliche Praktiken mit Reet, Lehm, Hanf, Stroh, Holz, um ein gemeinsames Weiterentwickeln, Kombinieren, Erfinden und Handanlegen; um das Kooperieren zwischen Fach- und Erfahrungswissen, Wissenschaften, Handwerk, Kunst und Design; um die Stärkung von Zivilgesellschaft.
  3. In diesem experimentellen, vor allem mit lokalen Materialien operierenden, wirksamen Miteinander vor Ort liegt eine Chance für künftige regionale Wertschöpfungsketten, und für ein Wieder-zu-sich- selbst-, Wieder-nach-Hause-Finden der Menschen nach ihren traumatischen Erfahrungen. Denn im Sinne der Innovations- und Transformationsforschung sind nicht nur Material- und Ingenieurswissen gefragt, sondern neben Kunst und Design auch klinische Psychologie (Traumatologie) und die Sozialwissenschaften.

Die Oblast Mykolaiv soll zur Pilotregion und einem Zentrum werden, ein Praxis-Hub der internationalen Forschung zum Bauen mit nachwachsenden, hybriden und recycelten Materialien. HOPE HOME • НАДІЯ hat dafür die Unterstützung der Militärverwaltung und der lokalen Behörden des Bezirkes Mykolaiv und die des Nationalen Architektenverbands der Ukraine und des Fachbereichs Architektur der Universität Kyiv.

Hier werden die Kooperationen mit Bauunternehmen und Manufakturen stattinden, hier werden wir herausfinden was am dringendsten gebraucht wird. Eine Schule? Ein Shelter House, die Reparatur eines individuellen Hauses, ein Versammlungsort, ein Dorf? Auch, wie bisher verschonten, beschädigten, gefährdeten, zerstörten Baubestand einbepen, als ideellen, mentalen und emotionalen Stoff eines posttraumatischen Recovery-Programms? Was braucht es dafür an kommunalen Regelungen, lokalen und internationalen Netzwerken, industriellen Zulieferern usf., damit möglichst kultur- und lebensweltnah, aber auch effizient und zur Nachahmung empfohlen, also skalierbar gebaut werden kann?

Diesen komplexen Sachverhalten nähern wir uns in Dutzend gemeinsamer Workshops. Hierfür suchen wir inhaltliche und finanzielle Kooperationen.

Uns eint die Überzeugung, dass die so dringend nötige, grundlegende ökologische Transformaton, die derzeit gesellschaftlich und politisch an den Wahrnehmungsrand zurückgedrängt wird, nicht ohne die sinnlichen Erkenntnisse und gestalterischen Kompetenzen von Kunst, Design und der Architektur auskommt. Wir haben in der Praxis erfahren, dass Kunst, Wissenschaft und das Alltags- und Praxiswissen von Bürger:innen, Politik und Verwaltung sich füreinander öffnen müssen, um neue CO2 freie Wege einschlagen zu können. Mit der wissenschaftlichen Materialforschung gemeinsam entstehen gerade Baustoff-Alternativen, die der öffentlichen Förderung bedürfen. Auch vor dem Hintergrund, dass die internationalen Konsortien der Bauindustrien bereitstehen, um – hoch subventioniert – in der Ukraine mit den alten CO2-intensiven Baustoffen an den Wiederaufbau zu gehen. Dem bieten wir die Stirn. Für alle Lebewesen auf diesem Planeten wird dieser Bausektor zu bedrohlich. Wir wollen ein
nachhaltiges Statement, ein Ausrufezeichen für einen anderen Aufbau der Ukraine setzen.

Wir beobachten bei HOPE HOME • НАДІЯ, dass es maßgeblich und überwiegend Künstlerinnen, Architekt:innen, Biolog:innen, Materialforscher:innen und Bäuer:innen sind, die diese Baustoffe, verbunden mit neuen Technologien in die Forschung, Lehre, in die Kunst und in die Verarbeitung bringen. Dieses Pilotprojekt knüpft an alten Kulturtechniken des Bauens und Konstruierens an, die von Frauen über Jahrhunderte entwickelt und bewahrt wurden.

DavidAE >< Goliath

ein Pilotprojekt für ein radikal anderes Bauen in der Ukraine, Stand: 21|11|23
Circle of Cultures e.V. | Adrienne Goehler | Kuratorin | adrienne.goehler@z-n-e.info